POP
CDs
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NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
Passenger
WHISPERS
Black Ctow/Watnet CD (auch als LP erhältlich) (42’)
Vom Nobody zum Geheimtipp zum
Hitparadenstürmer in
20
Ländern:
Für Mike Rosenberg wurde mit „Let
Her Go“ ein Märchen wahr. Nach
dem Durchbruch pocht der frühere
Straßenmusiker aus Brighton nun
darauf, dass es sich bei ihm um
keine Eintagsfliege handelt. Mit
„Whispers“ festigt er geschickt
seinen Ruf als sanftmütiger Singer/
Songwriter zwischen Ed Sheeran
und Jack Johnson. Um seine Lager-
feuergitarre herum gestaltet er et-
wa im eingängigen Opener „Coins
In A Fountain“, der Streicherballade
„Golden Leaves“ und dem Munter-
macher „
27
“ einen mehrheitsfähi-
gen Folkpop mit Wohlfühlgarantie.
Gekommen, um zu bleiben.
hake
MUSIK ★
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KLANG ★ ★ ★ ★ ★
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Jonah Tolchin
CLOVER LANE
YepRoc CD (auch als LP erhältlich) V.Ö.: 25.7.
Die Tatsache, dass man auf sei-
nem op.
2
Square Dances und
Blues-Reminiszenzen findet; dass
Jonah Tolchin sich Traditionen
(Stringbands des
19
. Jahrhunderts!)
verpflichtet fühlt; dass er nach
seinem Debüt zum Folk Festival
nach Newport eingeladen wurde:
All dies bedeutet dennoch nicht,
dass sich Jonah Tolchin als Folkie
betrachtet. Die Ode an sein „Hybrid
Automobile“ ist trotzdem ein ganz
famoses und altmodisches Stück
Country Blues. Eingespielt ist alles
in Nashville mit Gästen von Los Lo-
bos und Willie Nelsons Tour-Band.
Auch die Pop-Perle „
21
st Century
Girl“, welche von Marv Etzioni sehr
originell arrangiert wurde.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
B u c h k r i tik
Heftige Konflikte
Ein neues Buch beleuchtet, wie sich das
Urheberrecht im Laufe der Geschichte gewandelt hat
Erfolgreiche Komponisten muss-
ten wohl schon zu Mozarts Zeiten
darauf achten, dass ihre auf Papier
notierten Werke nicht in „falsche“
Hände gerieten, nämlich in die von
Kollegen oder Verlegern, die diese
gern zum eigenen Nutzen kopiert
hätten. Ob es so etwas wie geis-
tiges Eigentum und Urheberrecht
eines Autors an demselben gibt,
bezweifelt Monika Dommann in
ihrer Habilitationsschrift zur Ge-
schichte des Copyrights im Wandel
der Zeiten zwischen den Zeilen bis-
weilen, betrachtet das zumindest
als mittlerweile sehr gefährdet.
Wie weit die schiere Existenz von
Amazon, Streaming-Diensten, You-
tube und allen digitalen Techniken
des Kopierens und Komprimierens
die ökonomische Basis für Schrift-
steller, Komponisten und Ähnliche
akut bedrohen oder vernichten
könnten, ist aber nicht ihr Thema.
Sie schildert die technischen Ent-
wicklungen (der Fotografie, der
elektrischen Aufzeichnung von
Musik, der Apparate zum Verviel-
fältigen und Senden von Sprache,
Musik und Text), die zu massiven
Interessenskonflikten und heftigen
juristischen Auseinandersetzungen
führten. Denn die Interessen der
Urheber waren nie unbedingt iden-
tisch mit denen von Verlegern, Plat-
tenfirmen oder Rundfunksendern,
geschweige denn mit denen der
Firmen, die Apparate zur kosten-
günstigen Vervielfältigung und den
dafür notwendigen Materialien wie
Tonband und Cassette herzustellen
begannen.Verwertungsgesellschaf-
ten führten in den USA regelrecht
Krieg gegen die Rundfunkindustrie,
die Musik ohne Entgelt für dieje-
nigen ausstrahlen wollte, deren
Kompositionen bzw. Tonträger sie
sendete.
Minutiös schildert Dommann, wie
sich der rechtliche Rahmen in den
wichtigsten westlichen Ländern
änderte; wo sich zum Beispiel die
M a rtin & Eliza Carthy
THE MORAL OF THE ELEPHANT
Topic CD_________________________ (50}
„Happiness“, komponiert von Nick
Drakes Mutter Molly, singt Eliza
Carthy mit viel Überschwang, als
wär’s ein verschollener Standard
aus dem American Songbook.
„Monkey Hair“, einen anderen
Fremdbeitrag hier, komponierte Mi-
chael Marra, Schottlands „Antwort
auf Tom Waits und Randy Newman“.
„Waking Dreams (Awake Awake)“,
das Eliza gefühlvoller als alle
vorträgt, wirkt wie ein Traditional,
wurde aber laut Liner Notes von
einer gewissen Marina Russel ge-
schrieben. „The Queen Of Hearts“,
das Martin hier im Duett mit seiner
Tochter Eliza singt, hatte er erstmals
vor
49
Jahren aufgenommen. Solche
Klassiker altern nie.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
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Monika Dommann: Autoren und
Apparate - Die Geschichte des
Copyrights im Medienwandel
(S. Fischer Verlag), 432 Seiten, 24,99 €
Idee von „fair use“ und kostenloser
Nutzung etablierte; wie anderer-
seits die beteiligten Parteien ihre
Vorstellungen und ökonomischen
Interessen machtvoll durchzuset-
zen suchten. Wie lax es - lange
Jahre vor Led Zeppelin - die be-
rühmten Blues-Historiker John und
Alan Lomax am liebsten mit dem
Copyright gehalten hätten, als sie
Koautorenschaft an großen Lead-
belly-Songs für sich zu reklamieren
versuchten, gehört zu den amüsan-
teren Anekdoten des Buches.
Franz
Schöler
Sergio Mendes
MAGIC
Okeh/Sony CD
(40’)
Konzeptionell knüpft Sergio Men-
des auf dem einfallslos betitelten
„Magic“ an sein bisher bestes Al-
bum „Brasileiro“ an. Dazu rief der
dreifache Grammy-Gewinner denn
auch erneut Carlinhos Brown ins
Studio, der auf „Brasileiro“ eine
Handvoll Hits ablieferte, diesmal
aber mit „One Nation“ nur eine
niveaulose Fußball-Hymne bei-
steuert. Sodann ist Will.I.Am wie-
der dabei wie
2006
auf „Timeless“
(damals noch mit seiner Band Black
Eyed Peas). Mit weiteren Gästen
wie John Legend, Milton Nascimien-
to, Maria Gadu oder Seu Jorge ist
das Album prominent besetzt. An
seinen Meilenstein von
1992
reicht
„Magic“ jedoch nicht heran.
wz
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
M eg’n Jez
FOLLOW IT DOWN
Drumming Monkey CD (auch als LP erhältlich) (44’)
Was wohl Vom Ritchie, Drummer
der Toten Hosen, zur Musik seines
Gitarre spielenden Sohnes Jez sagt?
Im Gegensatz zum Punkrock-Vater
zieht’s den Sprössling gemeinsam
mit Nachwuchssängerin Meggie
Hill nämlich zum artigen Main-
streampop. Die beiden Teenager,
die sich
2001
als Kleinkinder im
Urlaub auf Gran Canaria kennen-
lernten, bestücken ihre Debüt-CD
mit hübschen eigenen Songs und
Covers von „Son Of A Preacher
Man“ (D. Springfield) und „Lion
And The Lamb“ (TV Smith). Insge-
samt etwas zu brav, die jugendliche
Frische der Neulinge und ihre un-
erschrockene Neugier aufs Leben
machen aber vieles wett.
hake
MUSIK -
KLANG ★
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124 STEREO 8/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht